Frankenberg vor 500 Jahren – das war der kleine Kosmos eines Ackerbürger-städtchens mit rund 1000 Einwohnern. In den Straßen stank der Kot, es tummelten sich Hunde und Schweine. Die miserablen hygienischen Verhältnisse lösten immer wieder Epidemien aus, etwa die Pest. Die meisten Menschen ernährten sich von der Landwirtschaft, doch gab es auch mehrere Dutzend Handwerker, unter ihnen als wichtigstes Gewerbe die Wollweber und Tuchmacher. Ihre wirtschaftliche Blütezeit hatte die Stadt um 1500 allerdings schon hinter sich. Eine Feuersbrunst hatte am 9. Mai 1476 fast alle Häuser zerstört. Der Wiederaufbau dauerte Jahrzehnte, erst 1509 wurde ein neues Rathaus errichtet – als Fachwerkbau im Stil der Renaissance, der bis heute zu den schönsten Rathäusern in Deutschland zählt. Das Gebäude steht als Symbol für eine kulturelle Blütezeit, die nicht zuletzt der Bildhauer und Formenschneider Philipp Soldan (etwa 1500-1570) als wichtigster Frankenberger Künstler repräsentiert. Soldans Wirken und sein Zeitalter stehen im Blickpunkt einer Veranstaltung, zu der der Frankenberger Kunsttreff an diesem Freitag, dem 20. Oktober, um 17:00 Uhr in seine Räume am Geismarer Tor einlädt. Der Stadtarchivar Dr. Horst Hecker wird im zwanglosen Gespräch mit dem Journalisten Klaus Brill die Zeit zwischen 1470 und 1570 beleuchten und dabei insbesondere das Alltagsleben und die damals einsetzende kulturelle Blüte schildern. „In der Frankenberger Stadtgeschichte war dies die interessanteste Epoche, und sie prägt das Bild und das Selbstverständnis der Stadt bis heute“, sagt Dr. Hecker. Die Veranstaltung gehört zum Begleitprogramm der großen Philipp-Soldan-Ausstellung, die noch bis zum 31. Oktober im Museum am Kloster, im Rathaus und am Geismarer Tor zu sehen ist. Der Eintritt ist frei (PM)